
Darmbakterien und Neurodermitis: Die unterschätzte Verbindung
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Darmbakterien und Neurodermitis: Die unterschätzte Verbindung
Juckende Haut, entzündliche Ekzeme, chronische Reizungen – Neurodermitis ist für viele Betroffene eine tägliche Herausforderung. Doch was, wenn die Ursache nicht nur in der Haut, sondern viel tiefer liegt – im Darm? Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen, dass unser Mikrobiom eine Schlüsselrolle spielt.
Der Darm – Zentrum des Immunsystems
Etwa 70 bis 80 % der Immunzellen befinden sich im Darm. Dort kommunizieren sie eng mit Billionen von Bakterien, die unsere Gesundheit maßgeblich beeinflussen. Gerät dieses empfindliche Gleichgewicht aus dem Takt, kann das Immunsystem überreagieren – z. B. in Form von entzündlichen Hautkrankheiten wie Neurodermitis.
Vermeiden Sie übermäßige Zuckerzufuhr und hochverarbeitete Lebensmittel – diese fördern unerwünschte Darmbakterien. Stattdessen: fermentiertes Gemüse, Vollkornprodukte und präbiotische Ballaststoffe!
Studien zeigen: Darmbakterien beeinflussen Neurodermitis
Zahlreiche Studien bringen ein gestörtes Mikrobiom mit entzündlichen Hauterkrankungen in Verbindung:
- In einer Studie mit Säuglingen fanden Forscher heraus, dass Kinder mit atopischer Dermatitis deutlich weniger Bifidobacterium-Arten im Darm hatten als gesunde Kinder. (Glatz et al., 2018)
- Eine weitere Studie belegt, dass das gezielte Zuführen probiotischer Stämme wie Lactobacillus rhamnosus GG die Entzündungsneigung der Haut verringern kann. (Isolauri et al., 2019)
- Im Jahr 2019 beschrieb Vuillermin et al., wie das Mikrobiom die Entwicklung von T-Zellen beeinflusst – und damit direkt bei autoimmunen Hautreaktionen mitwirkt.
Antibiotikatherapien in der frühen Kindheit stehen in Verdacht, das Darmmikrobiom langfristig zu verändern – und können damit das Risiko für atopische Erkrankungen wie Neurodermitis erhöhen.
Die Darm-Haut-Achse verstehen
Die sogenannte "Darm-Haut-Achse" beschreibt die enge Kommunikation zwischen Magen-Darm-Trakt und unserer Haut. Bei einem gesunden Mikrobiom werden Entzündungen besser reguliert, die Hautbarriere gestärkt und allergische Reaktionen reduziert.
Umgekehrt kann ein Ungleichgewicht im Mikrobiom – ausgelöst durch Stress, falsche Ernährung oder Medikamente – die Haut "mitreizen". Die Folge: Neurodermitis-Schübe, stärkere Juckreize und trockene Haut.
Achten Sie auf regelmäßige Mahlzeiten, ausreichend Schlaf und moderate Bewegung – auch diese Faktoren stärken den Darm und das Immunsystem.
Probiotika: Hoffnung für die Haut?
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die gezielt das Mikrobiom unterstützen können. Besonders bestimmte Stämme – etwa Bifidobacterium longum oder Lactobacillus rhamnosus – zeigen in Studien vielversprechende Effekte auf die Hautgesundheit.
Der Vorteil: Probiotika wirken systemisch. Sie können den Darm besiedeln, das Immunsystem modulieren und damit an der Wurzel des Problems ansetzen – nicht nur die Symptome lindern, sondern die Ursache beeinflussen.
Die Europäische Akademie für Allergologie und klinische Immunologie (EAACI) empfiehlt Probiotika zur Prävention atopischer Erkrankungen bei Kindern mit familiärer Vorbelastung. (EAACI-Leitlinie 2020)
Alltagstipps für Neurodermitis & Darmbalance
- Ernährung anpassen: Mehr Präbiotika (z. B. Chicorée, Hafer, Zwiebeln), weniger Fertigprodukte
- Stress reduzieren: Yoga, Meditation oder Spaziergänge helfen dem Darm & der Haut
- Schlafhygiene: Ein regelmäßiger Schlafrhythmus beeinflusst das Mikrobiom positiv
- Probiotische Unterstützung: mit mikrobiologisch aktiven Kulturen, abgestimmt auf den Haut-Darm-Zusammenhang
Fazit: Hautpflege beginnt im Darm
Der Zusammenhang zwischen Darm und Neurodermitis ist wissenschaftlich gut belegt. Wer den Blick über die Haut hinaus richtet, kann an der eigentlichen Ursache arbeiten. Eine gesunde, vielfältige Darmflora stärkt das Immunsystem – und kann helfen, Neurodermitis ganzheitlich zu lindern.
Ihre Haut verdient mehr als nur Cremes – sie verdient Balance von innen.
